Donnerstags traf ich mich nochmal mit ein paar Freunden zum Lunch. Ein letztes Mal mit Ihnen essen, reden, danach wohl Abschied nehmen. Meine eine Freundin, Rachel aus Texas, sagte dann, dass sie uns wenn wir wollen noch einen Flug nach Norden organisieren kann! Zur Erinnerung: Mit Rachel war ich am Arctic Circle. Sie arbeitet für ein Touristenunternehmen und hatte wie ich auch ihre letzte Woche (wir verließen Alaska am gleichen Tag). Da die Touristensaison bald zu Ende ging durfte sie Freunde auf Busse oder Flugzeuge verteilen, sofern noch Plätze frei waren. Wir konnten also eine FLug, der eigentlich 500$ wert ist umsonst bekommen.
Also gab sie Sid und mir den Samstag, 6pm am Flughafen. Falls die Plätze noch frei sind krz vor knapp können wir sie haben. Und wir hatten Glück! Deswegen hatte ich einen Tag bevor ich in den großen Flieger steigen sollte einen "Pobeflug" mit einem kleinen Flugzeug.
Wir waren mit Pilot 8 Leute im Flugzeug. Damit war das Flugzeug voll.
Ziel des Fluges war Coldfoot. Coldfoot ist ein Dorf nördlich des Arctic Circles am Dalton Highway. Insgesamt leben 15 Einwohner in diesem Dorf und sie betreiben ein kleines Diner und eine Werkstatt für die ice Road Truckers, die auf Ihrem langen Weg nach Prudhoe Bay (Deadhorse) etwas zu Essen und hauptsächlich neue Reifen brauchen. Die braucht man auch, denn der Dalton Highway ist 666km lang und knapp 600km davon sind Schotterpiste!
Für Sid und mich ging es jetzt ins Flugzeug. Sid musste sich mit seinen 1,88cm ins Flugzeug falten. Nun bekam jeder Kopfhörer, damit er zum Einen den Piloten hören konnte und zum Anderen nicht vom Lärm der circa 1m entfernten Propeller taub wurde.
Der Flug dauerte eine Stunde. Ich sah nochmal alles, was mir in den vergangenen Monaten so lieb geworden ist. Alaske in seiner ganzen Pracht!
Ich sah Fairbanks, meine Stadt und neue Heimat.
Die Universität, meine erste Arbeitsstelle!
Danach die ganzen Cabins, die sehr weitläufig verstreut sind!
Die Pipeline, Steese Highway, Elliot Highway und danach Dalton Highway!
Die White Mountains, in welchen in während Pinnell Mountain wandern war.
Den Yukon River, der sich wie eine rießige Schlange durch die Landschaft bewegte.
Die abertausende Seen, die die Landschaft löcherten!
Die Weiten, die unberührte Natur, die Bäume, die Tundra, die Sträucher, die jetzt alle schon ihre Farben in herbstlich wechselten und dsomit alles in ein dunkles rot oder helles gelb färbten.
Der erste Schnee, der unter der Woche fiel und schon liegen blieb.
Was soll ich sagen: Alaska hat sich noch einmal von seiner besten Seite präsentiert. Ein Land, dass man lieben muss und nie wieder gehen lassen sollte.
Während unseres Anfluges auf Coldfoot wurde es dann schon leicht dunkel. Der Pliot funkte ein Signal auf einer gewisen Frequenz und plötzlich gingen in der Ferne die Signalleuchten einer Landebahn an. Wir setzen zur Landung an.
Nach dem Aussteigen inspizierten Sid und ich erstmal den Flughafen von Coldfoot. Die Landebahn war aus Schotter, die Signallampen waren Hütchen mit LED's obendrauf, die miteinander verkabelt waren, es gab eine kleines Wellblechhäuschen für Reparaturen am Flugzeug und einen LKW mit Kerosin. Das war es. Ein Flugplatz irgendwo im Nirgendwo.
Eine Touriführerin sammelte uns ein und es ging mit einem kleinen Bus nach Wisemen, dem zweiten Dorf zwischen Fairbanks und Prudhoe Bay und nur circa 30km von Coldfoot entfernt.
Wisemen beherbergt 12 Einwohner. Die Einwohner hier leben, wie die Einwohner von Coldfoot, von einem Moose pro Jahr (jede Familie darf ein Moose pro Jahr schießen) oder Caribou (5 am Tag pro Person). Es geht circa alle drei Monate mal nach Fairbnaks zum Einkaufen, wobei es ein dreitägiger Trip ist mit ein Tag Anfahrt, ein Tag Einkaufen und ein Tag Heimfahrt. Die Einwohner produzieren ihren eigenen Strom mit Solarzellen, Windturbinen oder Generatoren, heizen mit Holz und so weiter. Damit man eben so wenig wie möglich aus Fairbanks hoch bringen muss.
Aber die Einwohner haben auch ein Labtop und Internet. Unsere Führerin meint, dass Amazon ihr Leben sehr erleichtert hätte! Sie bestellen etwas, dann kommt es nach Fairbanks, wird einem Trucker oder Touriflugzeug mitgegeben und dann dort oben verteilt. Unsere Touriführerin war nämlich unter anderem die Postbotin für beide Ortschaften, wobei Post nur zweimal die Woche ankam.
Was soll man sagen? Ein beschauliches Leben dort oben. Wobei es für mich wohl doch zu langweilig wäre. Es gibt nämlich nur zwei Kinder in beiden Dörfern. Ein 4-jähriges Mädchen und ein 18-jähriges Mädchen, welches jetzt nach Faribanks zum Studieren geht. Alle anderen Einwohner sind über 40 Jahre und meistens Leute, denen das Leben mit der vielen Technik zu stressig wurde und jetzt dort oben siedeln. Unsere Touriführerin zum Beispiel war 55 Jahre alt, kam aus Houston, Texas, und zog vor 10 Jahren nach Coldfoot.
Danach trafen wir noch (rein zufällig) den State Trooper für beide Dörfer. Dieser Trooper ist für den ganzen Bereich des Dalton Highway zuständig, muss also abertausende Quadratkilometer überwachen! Er hat aber nie Probleme mit Einheimischen, sondern eher mit Sportschützen, die einen Elch schießen wollen und die Regeln nicht einhalten. Für Sportschtzen (aber nicht für Alaskaner) gilt nämlich, dass nur eine Armbrust zur Jagd erlaubt ist und natürlich die wichtigste Regel dort oben: Das Erlegte muss verwertet werden!!!
Wenn also ein SPortschütze mit einem Gewehr ein Mosse erschießt und den Kadaver dann nicht ordentlich verwertet und einfach vergammeln lässt, dann wird der State Trooper dies untersuchen, den Schützen ausfindig machen und ihn verknacken.
Um so einen großen Bereich ordentlich zu überwachen wurden uns die Transportmittel des Troopers aufgezählt. Er hat ein SUV als Polizeauto, ein Schneemobil, ein ATV, ein Boot, ein Flugzeug und einen Helikopter. Kurz: Er hat alles was man braucht, um so ein Gebiet zu überwachen. Natürlich gehört auch die Instandhaltung seines Fuhrparks zu seinem Job und er ist zugleich noch Aufseher des Flugplatzes in Coldfoot.
Gegen 11pm ging es dann wieder in unser kleines Flugzeug. Mittlerweile war es dunkel geworden. Wir fuhren wieder auf die Schotterpiste, hoben ab. Hinter und gingen die Lichter der Landebahn aus. Jetzt war es dunkel um uns herum. Rechts und links kein Licht zu sehen. man hörte nur das Brummen der Motoren, sah ab und zu das Licht eines LKW's auf dem Dalton Highway und natürlich die Nordlichter am Himmel. Es war ein guter Moment um noch einmal die vergangenen Monate zu reflektieren. Sid schlief, ich schaute in die Dunkelheit.
Gegen Mitternacht ging es in den Anflug auf Faribanks. Die Lichter in den weiträumig verstreuten Cabins sahen wie Sterne aus. Leuchtend, weit auseinander und von uns gesehen weit entfernt. Wir überflogen nochmal die Uni, die von oben interessant aussah. Mein Insitut mit den Antennen.
Danach ging es in den Landeanflug und wir waren wieder am Boden.
Mein letztes Alaskaabenteuer. Alaska von oben. Ich wusste wieder, warum ich dieses Land so liebe!
Und mir wurde klar: Ich hatte viele Abenteuer hier und habe viele coole Geschichten erlebt. In 24 Stunden sollte ich auf der anderen Seite des Flughafens stehen und meinen Rucksack aufgeben.
Ob ich dafür bereit war wusste ich nicht. Es war Zeit heimzugehen. Aber wollte ich das auch? Das sollten die nächsten 24 Stunden zeigen.
Wie immer noch ein paar Bilder:
Grüße aus dem Flugzeug! |
Unsere Maschine in Coldfoot. Dahinter der "Hangar" und der Kerosin-LKW. |
Im Flugzeug. Hinter mir saß nur noch Sid. |
Der Yokun River bahnt sich seinen Weg. |
Sidney Hira Ghelerter, bester Mann! |
Alaska, Land der tausend Seen! |
Herbsfarben anfang September. |
Flugplatz Coldfoot. |
Wisemen. Einwohner machen ihr kleines Lagerfeuer. |
Alaska! |