Samstag, 9. Juli 2016

4th of July - Land of the free?

Letzten Montag war es soweit: 4th of July! Independence Day! Der heiligste Tag im amerikanischen Kalender!

Social Media war schon Sonntags mit 4. Juli-Botschaften gefüllt. Überall sah man den Weißkopfseeadler, amerikanische Flaggen und die Worte "proud" und "freedom" zogen sich wie ein roter Faden durch das Internet. "Land of the free and the brave!", so titelten viele Bilder.
Ein gesunder Patriotismus? Wirklich "The land of the free?"? JEIN! Ich habe mir in den letzten Tagen dazu viele Gedanken gemacht.
Amerikas Stolz auf ihre Führungsrolle in der Welt und ihren Worten vom "American Dream" klingen sehr verlockend. Doch dann hört man in den Nachrichten von den Todesschüssen auf Schwarze und auf Polizisten. Man liest viele ProArgumente für Waffen. Denn das Böse ist ja nicht die Waffe, sondern der Mensch hinter der Waffe. Dazu kam diese Woche noch die Erklärung des eehemaligen britischen Prime Ministers Tony Blair über den Irakkrieg und dem humanen Desaster, den dieser Krieg im Irak ausgelöst hat und dessen Folgen jeden Tag Todesopfer fordern.
Und ganz oben bei den beliebtesten Tweets stehen zwei Personen: Hillary Clinton und Donald Trump. In meinen Augen zwei schreckliche Personen, die dieses Land wieder zu "alter Stärke" führen wollen.
Man kann sich über diese Themen tagelang den Kopf zerbrechen, man kann damit Bücher, nein sogar Bibliotheken füllen! Und manchmal begegenen einem Menschen mit einer Weltanschauung, die eher ins 15. Jahrhundert gehört als in die Moderne. Und diese Menschen unterrichten Jugendliche. So war ich am Donnerstag zum ersten Mal Zeuge christlichen Extremismus! Und ich scheue nicht, dieses Wort in den Mund zu nehmen. Das Ganze glich von der Grundidee her der Inquisition. Doch das ist eine andere Geschichte.
Es bleibt festzuhalten: Amerika ist das Land der totalen Gegensätze. Superarm und Superreich, Humanismus und rohe Gewalt, Sicherheit und Waffenlobby,  Freiheit und Unterdrückung, strahlende Zukunft und Strassenschießereien. Und ganz oben thronen Hillary Clinton und Donald Trump. Erstere als natürlicher Feind der sozialen Gerechtigkeit und letzterer Feind einer vereinten, friedlichen Welt.

Genug Analyse, kommen wir zu meinem 4. Juli:
An meinem 4. Juli habe ich mich um 9 Uhr morgens mit 3 Freunden getroffen und wir sind 90km in das kleine Städtchen Nenana gefahren. Dort wohnen die Verhagens, eine Familie mit deren drei jüngsten Kindern ich Donnerstags immer Fußball spiele. Obwohl sie die jüngsten Kinder sind, sind sie trotzdem älter als ich.
Um 11 Uhr gab es in Nenana bis circa 2 Uhr Strassenspiele für jung und Alt. Dabei stand die ganze Bevölkerung (rund 400 Einwohner) plus einige Besucher am Strassenrand und schaute bei den Spielen zu bzw. beteiligte sich. Es waren verschiedene Spiele wie Wettrennen, Eierlauf, Sackhüpfen, Eierwurf, Fahrradrennen, auf einem bein hüpfen, Tau ziehen und so weiter. Es wurde einfach gerufen: "Sack hüpfen, Erwachsene" oder "Eierlauf, 10-14 Jahre" und wenn man wollte ging man an die Startlinie und spielte mit. Für den Sieger gab es danach 1$, für den Zweiten 0.5$ und für alle anderen einen Quarter. Wie zu erwarten habe ich bei 8 Spielen insgesamt 2$ gewonnen. :D
Das alles hört sich jetzt nach Spaß an! Aber zwischendrin verging mir manchmal der Spaß. Wenn das 4-Jährige Kind mit von den letten beiden Rennen offenen Knien an den Start gestellt wurde und dabei Rotz und Wasser geplärrt hat. Es fiel dann wieder hin, diesmal auf den Ellbogen und wurde beim nächsten Rennen nun mit offenen Knien, einem offenen Ellbogen und wieder Rotz und Wasser plärrend von seinen Eltern an den Start gestellt. Das ging garnicht.
Beim Fahrradrennen war natürlich für kein Alter Helmpflicht und es ging rabiat zur Sache. Und beim Kinderwagenrennen, bei dem die Eltern das Kind im Kinderwagen so schnell wie möglich ins Ziel schieben müssen, konnte ich nicht hinschauen. In schwer steuerbaren und unsicheren Buggies saßen Kinder, die aufgrund der Geschwindigkeit plärrten und bei einem Unfall wohl mit dem Gesicht gebremst hätten. Als ich zu einem sagte, dass das ziemlich gefährlich sei meinte er nur: "Ach, Kinder stecken das weg!"
Bis auf mich und die Kinder schien sich daran aber niemand zu stören.

Nach den Festivitäten ging es dann zum Haus der Verhagens. Das Haus ist das einzige auf der anderen Seite des Tanana-Rivers und ist eine rießige Hütte aus massiven Baumstämmen. Und ein rießiges Wohnzimmer hatte es auch! Nicht zu vergessen den rießigen Garten, durch den die Alaska Railroad durchging. Kurz: Das Zimmer ihrer jüngsten Tochter ist eigentlich auf dem Grund der Alaska Railroad gebaut. :D
Die Verhagens wären in Deutschland eine besondere Familie, in Alaska sind sie aber nichts besonderes. Sie sind wohl die 20te Familie von der ich höre, die über 8 Kinder hat. Die Verhagens haben 9 Kinder. Davon haben die ältesten schon wieder 8 Kinder. Im Wohnzimmer war eine Collage, in welcher jedes Familienmitglied mit einem Schneemann dargestellt wurde. Ich kam auf 63 Personen! Nur die Großeltern, Kinder und Enkel. Zwei der Kinder waren schon fertig mit Kinder machen, 4 waren gerade fließig dabei und die drei Jüngsten hatten noch nicht angefangen. Ich bin mir aber sicher, dass in 10 Jahren dort über 100 Schneemänner hängen. Also falls mal wieder jemand meint, Weihnachten bei sich daheim sei stressig. :D
Das Gute ist, dass die Verhagens wie gesagt ein großes Grundstück haben. Die Menschenmassen verlaufen sich also. Die kinderlosen Kinder sind mit uns 4 Fairbanklern auf die selbst gebaute Wasserrutsche gegangen, danach gings Tischtennisspielen, auf die Eisenbahnbrücke direkt hinter dem Haus und danach gabs BBQ mit einem kleinen Kinderfeuerwerk.
Gegen Mitternacht ging es dann wieder nach Fairbanks, da ich Dienstags arbeiten musste. Aber es war auf der Heimfahrt noch hell, deswegen hatte ich wieder mit dem Schlaf zu kämpfen. :p

Es bleibt zu sagen: Verglichen zu den Social Media fiel der 4. Juli in Alaska relativ schlicht aus. Es gab zwar Feiern und BBQ's, aber der große Patriotismus, das große Feuerwerk und die Leute in Amerika-Boxershort fielen aus.
Dafür hatte ich ja meine Deutschland Boxershort an. :D

Die Eisenbahnbrücke für die Alaska Railroad in Nenana über den Tanana. Von dem Hügel
direkt links neben der Brücke haben wir das Feuerwekt starten lassen und dort ist auch das
Haus der Verhagens.
PS: Das Bild ist aus wikipedia, ich habe an diesem Tag keine Bilder gemacht. :D




Die selbst gebaute Rutsche mit Rampe in den Pool rein!
Nathan, Merri, Joe, Eike, Sid und Ethan.
Damit es besser flutscht auf der Rutsche gab es Säcke und dann wurde sich mit Spüli eingeseift. Erotisch hoch zehn!


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