Freitagabend am Chena-River. |
"Ach, habt ihr zusammen auf der Mundharmonika musiziert?!?"
Das würde ich gerne bejahen, aber der Titel rührt eher von einer Geschichte in die ein Typ namens "Crazy Dave" involviert war. Titel und Name lassen jetzt schon auf einiges schließen.
Das würde ich gerne bejahen, aber der Titel rührt eher von einer Geschichte in die ein Typ namens "Crazy Dave" involviert war. Titel und Name lassen jetzt schon auf einiges schließen.
Aber fangen wir wieder chronologisch an.
Letzte Woche wurden in Fairbanks gleich zwei Rekorde gebrochen! Zum einen am Samstag der persönliche Hitzerekord für den Mai mit 28°C als auch am Montag der weltweite Rekord für Pollen!!! Mein Auto war diese Woche nicht mehr blau, es war nur noch gelb. Für Leute mit Heuschnupfen war es die Hölle.
Das rote Glühen am Horizont um 1:18 Uhr! |
Aufgrund des extrem guten Wetters habe ich mich am Freitag schön an den Chena-River in Fairbanks gelegt und mich etwas gesonnt. Danach habe ich ein paar Freunde getroffen, es gab ein Bier und um halb 1, als es dann dunkel war, haben wir beschlossen noch auf ein Bonfire zu gehen. Stafford, ein Kumpel von mir, wurde von einer Freundin dazu eingeladen.
Ab ins Auto und dann gings in Richtung Nordosten. Oder in die Dämmerung. Denn im Norden ist mittlerweile die ganze Nacht ein Sonnenuntergang zu sehen, der den ganzen Horizont in ein angenehmes Rot taucht. Insgesamt ist es so hell, dass man selbst ohne Licht genug sieht um sich zu bewegen und zu orientieren. Als ob in Deutschland eben so 9:45pm wäre.
Ab ins Auto und dann gings in Richtung Nordosten. Oder in die Dämmerung. Denn im Norden ist mittlerweile die ganze Nacht ein Sonnenuntergang zu sehen, der den ganzen Horizont in ein angenehmes Rot taucht. Insgesamt ist es so hell, dass man selbst ohne Licht genug sieht um sich zu bewegen und zu orientieren. Als ob in Deutschland eben so 9:45pm wäre.
Als wir dann am Bonfire ankamen, natürlich wieder mitten in der Pampa und über Holperpisten (wie ihr im Video am Ende sehen könnt), mussten wir feststellen, dass wir die einzigen Studenten waren und ansonsten nur Army-Guys dort waren und ein paar Mädels. Von den Army-Guys kannte ich noch ein paar von einem anderen Bonfire und die waren ganz gut drauf. Aber es waren eben auch ein paar für uns fremde Army-Guys dabei. Unter anderem Crazy-Dave.
Zur Begrüßung hat er Brandt, auch ein Kumpel von mir, erzählt, dass er Kampfsport betreibt und zusehen musste, wie seine Eltern auf der Strasse erschossen wurden. Als Gesprächsöffner! Wer bekommt da nicht Lust auf mehr Konversation? Brandt wollte auf jeden Fall wieder gehen.
Lag im Gebüsch bei unserem Bonfire. Wo viel Platz ist, ist eben auch leider viel Platz für Müll. |
Insgesamt war Crazy-Daves Erscheinungsbild so wie man sich einen Voll-Assi oder "echten Patrioten" vorstellt. 1,95m groß, 130 Kilo Kampfgewicht, welches schon aus Muskeln aber überwiegend Fett bestand. Das ganze wurde in eine schwarze Hose gehüllt. Für ein T-Shirt hat es nicht gereicht. Stolz wurde der Bierbauch, die Wampe oder Premium-Plauze (sucht euch was aus) präsentiert. Sein Blick, der schon etwas auf seine geistigen Fähigkeiten schließen ließ, rundete das gesamte Bild ab. Kurz: Im Norden Alaskas der prachtvolle Horizont und davor der Mann mit dem doch sehr beschränkten Horizont.
Lydia wollte dann 10 Minuten später gehen, nachdem manche besoffen angefangen haben mit ihren Pick-Ups wie die Axt im Wald durchs Unterholzzu franzen. Nicht sehr rücksichtsvoll der Natur gegenüber. Ich hab das bis dahin noch als "Erfahrung" gewertet. Mein Buch dazu hätte "Der Redneck in seiner natürlichen Umgebung" heißen können. Aber es war mir auch unangenehm. Da sie alle versucht haben einen 4m hohen Hügel mit geschätzt 40%-50% Steigung mit Anlauf hochzufahren, habe ich persönlich gehofft, dass es irgendeiner hochschafft und dann auf der doch relativ spitzen Kuppe hängen bleibt. Das war 5 Minuten später auch der Fall.
Crazy Dave hatte jetzt Blut geleckt und wollte die Party starten. Er zog einen kompletten Kühlschrank von seinem Pick-Up und demolierte ihn vor den Augen aller mit seinem Pick-Up. Getreu dem Motto: "Huiuiui wie macht das Spaß! Rückwaärtsgang und nochmal Gas!" Nachdem der Kühlschrank in handliche Stücke zerlegt war hat er sie eingesammelt und zu meinem purem Entsetzen ins Feuer geworfen. Ich dachte mir nur: "Er wird doch nicht so böd sein...". Aber er war so blöd!
Crazy Dave hatte jetzt Blut geleckt und wollte die Party starten. Er zog einen kompletten Kühlschrank von seinem Pick-Up und demolierte ihn vor den Augen aller mit seinem Pick-Up. Getreu dem Motto: "Huiuiui wie macht das Spaß! Rückwaärtsgang und nochmal Gas!" Nachdem der Kühlschrank in handliche Stücke zerlegt war hat er sie eingesammelt und zu meinem purem Entsetzen ins Feuer geworfen. Ich dachte mir nur: "Er wird doch nicht so böd sein...". Aber er war so blöd!
Das sieht schon giftig aus... |
Lydia, Brandt und ich sind dann mal 30 Meter vom Feuer weggegangen während alle Anderen noch näher hin sind um auch wirklich etwas zu sehen. Schwarzer Rauch vom Plastik und der Gummidichtung stieg auf, es knallte ein paar mal und es gab kleinere Explosionen. Dann habe ich gesagt: "Okay, wir können jetzt definitiv gehen. Ich habe alles, wirklich alles gesehen." Stafford, unser vierter Mann wollte hingegen noch 20 Minuten bleiben. Also sind wir drei in sicherer Entfernung vom Bonfire geblieben und haben ausgeharrt.
Für Crazy-Dave kam nun die nächste Stufe im Rausch. Nach exzellenten Gesprächsöffnern, Pick-Up Jagd durchs Unterholz und seinem brillianten Einfall mit dem Kühlschrank wollte er jetzt unbedingt kämpfen und hat so nach und nach jeden angestresst, der ihm irgendwie in den Weg kam oder ihn nur anschaute. Unsere Devise: Abstand halten und unauffällig sein, bis er zu uns kommt muss er eh 10 andere verprügeln.
Stafford hingegen war mitten im Treiben bei seiner (freundschaftichen) Freundin Noki, die uns eingeladen hatte. Noki war ziemlich betrunken und so beschloss sie das ein oder andere mal das T-Shirt zu lupfen und sich vor 50 Leuten mit teilweisen Fremden völlig zu deklassieren. Stafford meinte dann zu ihr, sie solle es sein lassen weil sie es morgen bereut. Ist ein Argument!
Crazy-Dave, der dank seines Astra-Körpers (der Autor verzichtet hier bewusst auf das L!) wahrscheinlich nie mehr Brüste sieht, fand Staffords Aussage nicht so lustig. Ich konnte nur aus unserem selbst gewählten Sicherheitsabstand sehen, wie Crazy-Dave 2-3 Leute zur Seite schob, ausholte und Stafford, der garnicht hinschaute, volle raddulfe auf den linken Wangenknochen schlug. Stafford ging zu Boden, Crazy-Dave schnaubte und brüllte ihn an, triumphierte mit sich selbst und drehte sich weg.
Mit einem anderen Army-Guy habe ich dann Stafford sofort aufgeholfen. Wie zu erwarten war er total benebelt. "Wir gehen besser" sagte ich in die Runde und habe Stafford gedreht und wollte ihn richtung Auto geleiten. Nach fünf Metern meinte er aber, er müsse Noki mitnehmen, da man sie nicht so betrunken hier lassen kann. Noki wurde allerdings im Trubel schon von Lydia eingesammelt und richtung Auto gebracht. Stafford ging zurück in die Menge, wollte sie holen und ich habe nur gebrüllt, dass er seinen Arsch herbewegen soll. Crazy-Dave fand es nämlich nicht so lustig, dass Stafford zurück kam und beschloss ihm jetzt richtig einzuschenken. Stafford kam dann glücklicherweie aus dem Getümmel und Crazy-Dave wurde von den Anderen zurück gehalten.
200 Meter bis zum Auto, dann sollten wir sicher sein. Denkste. Von hinten ertönte nur ein Schrei von einem der Typen, der versuchte Crazy-Dave zurückzuhalten: "Get ya fucking ass outta here! Save ya fucking ass!" Kurz darauf durchbrach Crazy-Dave die Blockade und beschleunigte seine Masse wie eine alte Dampflokomotive. Also langsam und schaubend. Das Problem: Hatte er mal Geschwindigkeit, dann war er für seinen Alkohohl-Zustand ziemlich schnell. Stafford fing sofort an zu rennen. Ich wollte erst wissen, wo der Rest ist und prüfte nocheinmal mit einem Rundumblick die Lage. Die schienen aber schon am Auto zu sein.
Jetzt hieß es für mich: Rennen und schneller als Crazy-Dave sein und dabei evtl. seinen Jäger-Instinkt auf mich wecken und zum potentiellen Ziel werden oder einfach ganz normal weiterlaufen, ein bisschen zu Seite gehen und sich als Baum ausgeben. Variante zwei erschien mir geschickter, ich konnte ja immer noch losrennen wenn ich merkte, dass er mich anvisiert und ihn dann mit ein paar Haken abschütteln (Er: 130Kilo, 2 Promille Ich: 73 Kilo, 0,2 Promille). Glücklicherweise war er so auf Stafford fixiert, dass er mich links liegen ließ und ich mich dann in seinem Rücken in Bewegung richtung Auto machte, allerdings nicht direkt ans Auto sondern auf die andere Seite und den Ausgang der großen Lichtung, wo ich dann Brandt ein Handzeichen gab, der mich schon suchte. "Ich bin hier, alles gut!" Bevor Crazy Dave dann das Auto erreichte fuhr Lidya über die Waldlichtung zu mir. Crazy-Dave rannte immer noch hinterher, also fuhr Lydia nur etwas langsamer, ich sprang elegant wie eine Bratwurst durch die offene Schiebetür des Vans hinein und Lydia gab Gas.
Das war Sekundentiming! Der hätte sogar das Auto zusammengeschlagen...
Die nächsten 10 Minuten habe ich dann auf dem Rücksitz nach hinten geschaut ob Crazy-Dave nicht auf die Idee kam uns mit seinem Pick-Up zu verfolgen. Dies war aber nicht der Fall.
Im Van bekam Noki dann noch eine betrunkene Panik-Attacke, weil Stafford wegen ihr einen Zahn verloren hatte und fing das bletzen an. Und alle mussten sie dann trösten und ihr gut Wort geben. Da hätte ich ihr dann fast die Meinung gegeigt! Wir gehen fast wegen ihr drauf und danach müssen wir ihr auch noch gut zureden, dass sie keine Schuld hat. Ich war sauer und zugleich heilfroh da lebend rausgekommen zu sein...
Das Einzige was mich wieder beruhigt hat war die Tatsache, dass ich pünktlich zum Waldhofspiel um 4 Uhr daheim war und ich es streamen konnte. Und danach konnte ich noch bis 8am Bundeliga schauen und über den ein oder anderen Absteiger schmunzeln.
Stafford kommentierte diese Nacht nur mit diesem Satz: " Eik, welcome to America!"
Ja, so hatte ich mir Amerika aus manchen Erzählungen vorgestellt. Waren die Leute bisher alle sehr nett,zuvorkommend und zivilisert, egal ob Studenten, Army oder die Bevölkerung, hat diese Nacht alle Klischees eines Rednecks bedient. Und als ich morgens schlafen gegangen bin kam mir ein Gedanke, der mich das ganze Wochenende beschäftigt hat:
"Die hatten auch alle Waffen in ihren Pick-Ups. 3 Promille und Waffen."
Für Crazy-Dave kam nun die nächste Stufe im Rausch. Nach exzellenten Gesprächsöffnern, Pick-Up Jagd durchs Unterholz und seinem brillianten Einfall mit dem Kühlschrank wollte er jetzt unbedingt kämpfen und hat so nach und nach jeden angestresst, der ihm irgendwie in den Weg kam oder ihn nur anschaute. Unsere Devise: Abstand halten und unauffällig sein, bis er zu uns kommt muss er eh 10 andere verprügeln.
Stafford hingegen war mitten im Treiben bei seiner (freundschaftichen) Freundin Noki, die uns eingeladen hatte. Noki war ziemlich betrunken und so beschloss sie das ein oder andere mal das T-Shirt zu lupfen und sich vor 50 Leuten mit teilweisen Fremden völlig zu deklassieren. Stafford meinte dann zu ihr, sie solle es sein lassen weil sie es morgen bereut. Ist ein Argument!
Crazy-Dave, der dank seines Astra-Körpers (der Autor verzichtet hier bewusst auf das L!) wahrscheinlich nie mehr Brüste sieht, fand Staffords Aussage nicht so lustig. Ich konnte nur aus unserem selbst gewählten Sicherheitsabstand sehen, wie Crazy-Dave 2-3 Leute zur Seite schob, ausholte und Stafford, der garnicht hinschaute, volle raddulfe auf den linken Wangenknochen schlug. Stafford ging zu Boden, Crazy-Dave schnaubte und brüllte ihn an, triumphierte mit sich selbst und drehte sich weg.
Mit einem anderen Army-Guy habe ich dann Stafford sofort aufgeholfen. Wie zu erwarten war er total benebelt. "Wir gehen besser" sagte ich in die Runde und habe Stafford gedreht und wollte ihn richtung Auto geleiten. Nach fünf Metern meinte er aber, er müsse Noki mitnehmen, da man sie nicht so betrunken hier lassen kann. Noki wurde allerdings im Trubel schon von Lydia eingesammelt und richtung Auto gebracht. Stafford ging zurück in die Menge, wollte sie holen und ich habe nur gebrüllt, dass er seinen Arsch herbewegen soll. Crazy-Dave fand es nämlich nicht so lustig, dass Stafford zurück kam und beschloss ihm jetzt richtig einzuschenken. Stafford kam dann glücklicherweie aus dem Getümmel und Crazy-Dave wurde von den Anderen zurück gehalten.
200 Meter bis zum Auto, dann sollten wir sicher sein. Denkste. Von hinten ertönte nur ein Schrei von einem der Typen, der versuchte Crazy-Dave zurückzuhalten: "Get ya fucking ass outta here! Save ya fucking ass!" Kurz darauf durchbrach Crazy-Dave die Blockade und beschleunigte seine Masse wie eine alte Dampflokomotive. Also langsam und schaubend. Das Problem: Hatte er mal Geschwindigkeit, dann war er für seinen Alkohohl-Zustand ziemlich schnell. Stafford fing sofort an zu rennen. Ich wollte erst wissen, wo der Rest ist und prüfte nocheinmal mit einem Rundumblick die Lage. Die schienen aber schon am Auto zu sein.
Jetzt hieß es für mich: Rennen und schneller als Crazy-Dave sein und dabei evtl. seinen Jäger-Instinkt auf mich wecken und zum potentiellen Ziel werden oder einfach ganz normal weiterlaufen, ein bisschen zu Seite gehen und sich als Baum ausgeben. Variante zwei erschien mir geschickter, ich konnte ja immer noch losrennen wenn ich merkte, dass er mich anvisiert und ihn dann mit ein paar Haken abschütteln (Er: 130Kilo, 2 Promille Ich: 73 Kilo, 0,2 Promille). Glücklicherweise war er so auf Stafford fixiert, dass er mich links liegen ließ und ich mich dann in seinem Rücken in Bewegung richtung Auto machte, allerdings nicht direkt ans Auto sondern auf die andere Seite und den Ausgang der großen Lichtung, wo ich dann Brandt ein Handzeichen gab, der mich schon suchte. "Ich bin hier, alles gut!" Bevor Crazy Dave dann das Auto erreichte fuhr Lidya über die Waldlichtung zu mir. Crazy-Dave rannte immer noch hinterher, also fuhr Lydia nur etwas langsamer, ich sprang elegant wie eine Bratwurst durch die offene Schiebetür des Vans hinein und Lydia gab Gas.
Das war Sekundentiming! Der hätte sogar das Auto zusammengeschlagen...
Die nächsten 10 Minuten habe ich dann auf dem Rücksitz nach hinten geschaut ob Crazy-Dave nicht auf die Idee kam uns mit seinem Pick-Up zu verfolgen. Dies war aber nicht der Fall.
Im Van bekam Noki dann noch eine betrunkene Panik-Attacke, weil Stafford wegen ihr einen Zahn verloren hatte und fing das bletzen an. Und alle mussten sie dann trösten und ihr gut Wort geben. Da hätte ich ihr dann fast die Meinung gegeigt! Wir gehen fast wegen ihr drauf und danach müssen wir ihr auch noch gut zureden, dass sie keine Schuld hat. Ich war sauer und zugleich heilfroh da lebend rausgekommen zu sein...
Das Einzige was mich wieder beruhigt hat war die Tatsache, dass ich pünktlich zum Waldhofspiel um 4 Uhr daheim war und ich es streamen konnte. Und danach konnte ich noch bis 8am Bundeliga schauen und über den ein oder anderen Absteiger schmunzeln.
Stafford kommentierte diese Nacht nur mit diesem Satz: " Eik, welcome to America!"
Ja, so hatte ich mir Amerika aus manchen Erzählungen vorgestellt. Waren die Leute bisher alle sehr nett,zuvorkommend und zivilisert, egal ob Studenten, Army oder die Bevölkerung, hat diese Nacht alle Klischees eines Rednecks bedient. Und als ich morgens schlafen gegangen bin kam mir ein Gedanke, der mich das ganze Wochenende beschäftigt hat:
"Die hatten auch alle Waffen in ihren Pick-Ups. 3 Promille und Waffen."
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