Donnerstag, 5. Mai 2016

Oh my German! - Oh my English!

Morgen sind es nun 5 Wochen, die ich schon in Fairbanks bin. Man kann also von "eingelebt" reden.

Durch das Internet und ständige Kommunikation in die Heimat ist es mir aber noch nichts so ganz gelungen, meinen Alltag und meine Gedanken nur auf Englisch zu leben. Im Moment bin ich ein Hybrid-Produkt beider Sprachen! Um euch aufzuzeigen, woran man das merkt, hier mal ein paar Praxisbeispiele:

1) Gefangen im deutsch-englischen Netz:
Auf der Arbeit ist natürlich alles englischsprachig. Die wissenschaftlichen Paper die ich lese, die Unterhaltungen die ich führe, die Gefahrenschilder die ich lese und den Papierkram den ich erledigen.
Neben diesen rein englischsprachigen Tätigkeiten rutscht die Hand aber immer mal wieder zum Handy aus und man ist schneller in Whatss-App drin als man denkt! Und beatnwortet mal hier und da eine Nachricht. Natürlich auf Deutsch, weil alle Kontakte in Whats-App nach Deutschland gehen. Die nächste SMS die man bekommt ist dann von Freunden aus Alaska und man wechselt zu Englisch nur um dann die nächste neue Whats-App zu beantworten. Es ist ein kleines hin und her zwischen beiden Sprachen. Aber ich komme immer besser damit klar.
Da ich während der Arbeit beim Bearbeiten von SAR-Bildern auch manchmal ein bisschen Musik höre rutscht auch mal das ein oder andere deutsche Lied aus meiner Playlist rein. Deutsch schreiben und englisch Musik hören ist man aus Deutschland gewohnt. Aber englisch lesen und schreiben und deutsche Musik ist am Anfang etwas ungewöhnlich. Klappt aber auch!
Bitte denkt jetzt aber nicht, dass ich im Büro nur Musik höre und Whats-Appe. Meistens bin ich von 8 Uhr bis 17:30 Uhr im Büro und dann kommt die ein oder andere Pause zustande. Whats-App ist eh um 12 Uhr rum, da dann in Deutschland 22 Uhr ist und jeder ins Bett geht.
Aber das Härteste ist die Tastaturumstellung. Im Büro eine amerikanische Tastatur und zu Hause an meinem eigenen Labtop eine deutsche Tastatur. Ist eigentlich kein so großes Problem, da sie relativ identisch sind. Nur die Sonderzeichen sind anderst und z und y sind vertauscht. Letzteres machte mir anfangs sehr zu schaffen, ist mittlerweile aber auch Routine. Mein Kopf weiß wo ich bin und benutzt automatisch die richtige Tastatur.
Ich sollte mal den Selbsttest machen und mein eigenes Labtop mit ins Büro nehmen.

2) Der Waschküchenvorfall:
Durch die Tatsache, dass mich hierneben so gut wie niemand versteht, kann ich nach Herzenslust auf deutsch fluchen oder Selbstgespräche mit mir führen. Wenn zum Beispiel etwas lustiges passiert oder ich etwas lustiges sehe und es mit einem deutschen Schmankerl kommentieren könnte versteht es natürlich niemand. Deswegen rede ich mit mir selbst, lache dann über meinen deutschen Witz und freue mich. Diese Methode befindet sich irgendwo zwischen brilliant und erbärmlich. Aber ich hab meinen Spaß. Mein Wortwitz auf Englisch ist nämlich leider noch nicht so ausgeprägt wie ich es gerne hätte und ich vermisse deutsche Kommentare auf stupide Szenen. :p
Kommen wir zum Waschküchenvorfall. Ich habe diese Woche gewaschen. Waschen heißt hier 6 Waschmaschinen und 9 Trockner für 300 Studenten in einer Waschküche. Also immer gut was los. Das Positive ist, dass die Waschmaschine ziemlich exakt 30 Minuten braucht bis sie fertig ist. Also stellt man sich den Wecker auf 26 Minuten, geht gemütlich runter und ist pünktlich für seine Wäsche da. Für Leute, die Probleme haben 30 Minuten von 3 Stunden zu unterscheiden gibt es einen Tisch im Wäschekeller. Ist die Waschmaschine fertig und es kommt niemand um die Wäsche zu holen darf man die Wäsche aus der Maschine herausnehmen und auf den Tisch werfen. Hört sich chaotisch an, ist es auch! Am Wochenende liegen auf dem Tisch gut und gerne 10 Ladungen Wäsche. 
Auf jeden Fall bin ich in den Waschkeller gekommen und alle 6 Waschmaschinen waren fertig. Da ich kein Unmensch bin habe ich gedacht: "Mensch Eike, jetzt wartest mal 5 Minuten und dann wird schon einer auftauchen und dann hast deine Waschmaschine ohne Probleme." Nachspielzeit für Menschen ohne Zeitgefühl sozusagen.
Es kam natürlich niemand. Vor der einen Waschmaschine stand ein Wäschekorb. Daraufhin habe ich haarscharf kombiniert, dass dieser Wäschekorb bestimmt zur Wäsche in der Maschine gehören könnte und habe ohne schlechtes Gewissen die Wäsche in den Korb getan und ihn unter den Tisch gestellt. Danach bugsierte ich meine Wäsche in die Maschine und ging rüber ans Waschbecken um meine Schuhe zu putzen.
Das Schöne an fremde Waschmaschinen ausräumen ist, dass man die Wäsche von anderen anfassen muss. Achtung, IRONIE!!! Denn das ist bei Unterwäsche wohl das Ekligste was man sich vorstellen kann! Von fremden die Unterwäsche anzufassen! Verschlimmert wird dieser Effekt nur durch die Tatsache, dass die Person der die Wäsche gehört Elefantismus haben muss! Ich war mir nicht sicher, ob ich da einen Schlüpfer oder ein Zirkuszelt herausgeholt habe!!! Wollte es aber auch nicht näher wissen...
Weiter im Text, ich schweife ab! Ich hab dann meine Schuhe geputzt und nach 15 Minuten ist dann die Besitzerin mit ihrem Freund oder Schoßhund oder Clown (unidentifizierbar) in den Wäschekeller gekommen. Als sie gesehen hat, dass "ihre" Waschmaschine schon wieder lief und ihre Wäsche sich wohl nicht mehr drin befindet ist sie mal fresh ausgerastet, hat da unten rumgezetert und ist zur Waschmaschine hin, hat sie aufgerissen und vor Wut meine Wäsche rausgeschmissen! Auf den Boden!
Da sah ich dann rot. Innerhalb von Milisekunden hatte ich Betriebstemeperatur. "Jetzt ist Schicht im Schacht! Jetzt ist Ramba-Zamba! Jetzt ist hier Achterbahn" habe ich meine innere Stimme sagen hören. Und das war es auch. Da es doch alles relativ schnell ging und ich intuitiv handelte kam mein deutscher Teil zum Vorschein. Ein "Hey! Hackts eigentlich?!?" zeigte ihr und ihrem Begleiter meine Präsenz. Sie wirkte leicht irritiert, hielt für 10 Sekunden still und fing dann wieder das Zetern an. "Wo ihre Wäsche sei?" war ihre Frage in einem doch recht rauen Ton. Das war für mich der Startschuss für eine lustige kleine Session. Denn wie man in den Wald hineinschreit, so kommt es wieder raus. Ich gab ihr dann in drei kurzen Sätzen zu verstehen, dass ihre Wäsche im Korb unter dem Tisch ist, man sich den Wecker auf 30 Minuten stellen kann um solche Probleme zu vermeiden und das es assozial ist laufende Waschmaschinen aufzureissen und die Wäsche darin rauszuschmeißen.
Irgendwie wollte sie dann wieder anfangen, machte den Mund auf und sah wohl schon mein Strahlen in den Augen nach dem Motto "Ja, komm, eine Runde geht noch!" und entschied sich nach kurzem Stottern doch dagegen. Dann gabs von ihr noch ne verbale Schelle gegen ihren Pantoffelhelden, der sich brav zurückgehalten hat und sie ist dan schnaubend abgedampft. Sieg auf ganzer Linie für mich! Auch wenn ich aus Sicherheitsgründen während meine Wäsche lief noch im Waschkeller blieb. Man weiß ja nie.
Auf jeden Fall bleiben zwei Dinge festzuhalten: 
1.) Intuitive Reaktionen laufen noch auf Deutsch ab. Wenn es schnell gehen muss und man sich auf die Automatismen verlassen muss...
2.) Die Waschküche hat eine prima Akkustik! Schade dass da kein Orchester reinpasst! Würde sich da prima machen! Bevor ich gehe werde ich auf jeden Fall nochmal eine kleine Schrei-Session da unten machen!

3.) Das große Spiel
Letzte Geschichte. Wie ihr eventuell schon aus dem Titel erkennen könnt geht es um ein Fußballspiel zu dem ich von einigen Freunden hier eingeladen wurde. 8 gegen 8. Also eine gute Zahl für ein schönes Spiel. Allerdings waren alle Frezeitkicker und damit sollte es kein Spitzenspiel werden. Auch war der Platz eher ein Acker (Schlimmer alls alle Sportplätze auf denen ich bisher gespielt oder trainiert habe!!!) und tat somit den Rest. Aber es sollte Spaß machen, das war wichtig.
Da ich der Einzige war, der einen Ball über 10 Meter am Fuß führen konnte und nen einigermaßen geraden Pass spielen konnte wurde ich lustigerweise von drei Mann gedeckt und als äußerst torgefährlich eingestuft. Das erste Mal in meinem Leben. Ich hab mich gefreut wie ein Schneekönig! :D
Also gings für mich in die Abwehr. Meistens alleine gegen 5 Mann. Meine Mannschaft dachte irgendwie, der wird es schon richten. Hatten sie bis auf ein Gegentor auch nicht Unrecht. So war einer der gegenrischen Stürmer ein U.S. Army Soldat, groß, muskulös, spörtlich. Eine Person, der ich körperlich total unterlegen war. Allerdings startete er jeden Zweikampf mit mir mit einem Angstschrei und den Worten "Oh my God! The German Guy is coming!" und hatte mental den Ball schon verloren. Er gab mir immer wieder zu verstehen, dass er ja eh keine Chance hat da ich Deutscher bin und somit zum Fußballspielen geboren bin und unbezwingbar bin.  Wie gesagt, ist mir noch nie in meinem Leben passiert. Auch wenn es positiv war fühlte es sich komisch an so abgestempelt zu werden. :D
Aber er hatte ein Stück weit recht. Als alleiniger Abwehrspieler und einem halbwegs geschulten Augen konnte ich die Defensivaktionen koordinieren und den ein oder anderen Pass bis in die Spitze spielen. Mein Glück war, dass von den Gegnern keiner ein Auge für mögliche Passwege oder Laufwege hatte und somit immer massig Platz war. Ich, Eike-Manuel Simon Bansbach, lebenslänglicher Teammotivator und Stammplatzhalter auf der Auswechselbank, wurde als Zauberer und Hexer dargestellt, obwohl ich echt nur zwei bis drei leichte Pässe gespielt habe.
Auf jeden Fall wurden kritische Aktionen von mir immer knapp und gewohnt kommentiert. "Hintermann", "Linie", "Zieh ab!", "zieh!" und "Seitenwechsel" waren zu häufig meine Worte. Auch wenn es vorm Tor nicht klappte entweichte ein "Tsefixelujah!" oder "Kreuzbataillonnochamol" meinem Mund. Fußball bleibt eben deutsch...

Fazit:
Der Bub lebt ein Hybridmodell aus Deutsch und Englisch. Intuiutive Reaktionen, Wortwitze und Fluchen läuft auf Deutsch ab. Der Rest wird alles brav auf Englisch erledigt und es fällt mir auch von Tag zu Tag leichter! Ich merke selbst meine Fortschritte vor allem im schriftlichen Englisch und bin auch etwas stolz drauf! Das Verstehen von anderen Personen mit krassem Dialekt ist allerdings noch problematisch. Es spricht eben niemand so klar und deutlich wie auf den Englisch-CD's in der Schule. Aber das wird auch immer besser.

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