Rückblick: Gestern bin ich in Seward angekommen, habe mir etwa die Stadt angeschaut, war im Sea Life Center und habe aufgrund des Regens im Auto geschlafen.
Gegen 7:30 Uhr ging der Wecker. Denn ich musste um 9 Uhr zum Bording beim Schiff sein und das sollte ich auf keinen Fall verpassen. Also noch ein bisschen dösen, Zähne putzen, raus aus dem Schlafanzug, rein in die Wanderkleidung (meine einzigen beiden Sets, die ich dabei hatte) und Abfahrt richtung Hafen.
Auf dem Schiff, der "Orca Voyager" waren circa 80 Leute. Für uns alle hieß es jetzt 8 1/2 Stunden Boot fahren. Mein erster Gedanke war: "Was soll ich 8 1/2 Stunden auf einem Schiff machen?!?". Aber die 8 1/2 Stunden waren wie sich herrausgestellt hatte eher zu kurz als zu lang.
Als wir den Hafen von Seward verließen regnete es und man konnte keine 300 Meter weit sehen. Das war mir aber egal. Ich habe die erstbeste Gelegenheit ergriffen und habe das Schiffsinnere verlasse und bin draußen rumgewandelt. Fünf Lagen am Oberkörper, aber es war trotzdem noch kalt. Glücklicherweise hielt meine Regenjacke und meine Hose und so blieb ich trocken. Perfekt also, um alleine bei leichtem Sturm am vordersten Punkt des Schiffes zu stehen und in die Fjorde zu fahren! Und natürlich den Regen und Fahrtwind ins Gesicht zu bekommen!
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Hinter mir im Nebel liegt Seward. |
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Nass, aber glücklich. |
Nach circa einer Stunde klarte dann der Himmel auf. Und plötzlich kamen alle nach draußen geströmt. Jetzt stand ich in der Meute drin. Dann gab es mal auf der rechten Seite etwas zu sehen, mal auf der linken Seite etwas zu sehen und es wurde hin und her gerannt. Wie die Lemminge. ALle 2 Minuten wurde gewechselt. Mich hat dann jemand gefragt, warum ich immer an der gleichen Stelle stehe und nicht die Seite wechsle wie all die anderen. Meine Antwort war, dass ich hier Urlaub habe und diesen Stress nicht brauche. Und ich seh ja trotzdem alles. :D
Und so gab es dann auch genug zu sehen. Diverse Wale, viele Weisskopfseeadler, Robben, Seeotter, Puffins und so weiter gab es auf der Fahrt zu sehen. Hier sind ein paar Bilder davon:
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Es ist aufgeklart: Welcome to Resurrection Bay! Beautiful! |
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Mein einziges Bild von einem Wal. |
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Ein Weißkopfseeadler... |
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...der sich danach auf die knapp 4000 Möwen auf diesem Felsen stüzte. |
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Robben... |
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...aber kein Ribery. Gnihihihi :D |
Wie schon gesagt habe ich nicht wie die anderen dauernd den Photo gezückt. Ich habe "nur" 50 Bilder gemacht, während die Anderen teilweise fast schon Filme drehten. Von den 10 Walen, die wir sahen, habe ich einen geknipst. Die anderen habe ich einfach nur genossen. Ich glaube sogar, dass manche von meinen Mitreisenden zwar hundert Bilder von einem Wal haben, aber keinen einzigen Wal mit ihren eigenen Augen (also ohne Linse) gesehen haben. Besonders schlimm war eine chinesische Familie (wer hätte es gedacht), die gefühlt nen Terrabyte mit Bildern vollgemacht haben. :D
Zurück zur Tierwelt: Es gab massig Weisskopfseeadler zu sehen, teilweise flogen sie auf Klippen zu, auf denen Möwen sassen, und jagten die Möwen. Das war spektakulär.
Seeotter trieben im Meer wie Treibminen oder Senioren im Schwimmbad. Die treiben wie leblos auf dem Rücken auf dem Wasser und wenn man sich ihnen nähert schauen sie dich sogar an. Die sind ziemlich cool! Und die Robben lagen auf dem ein oder anderen Felsen und sonnten sich. Das ganze wurde noch von ein paar Quallen im Meer und verschiedenen Vögeln abgerundet. ;)
Gegen 13 Uhr erreichten wir dann den Aialik Gletscher. Südwestlich von Seard liegt nämlich das Harding Icefield. Dies ist ein großes Geltschergebiet und nährt insgesamt 32 Geltscher!!! Also schlummert da eine Unmenge an Eis auf den Bergen und das Eis kriecht langsam in 32 Wegen ins Tal hinab. 8 der 32 Geltscher münden in den Golf von Alaska. Und an einem der 8 stand ich nun. Dem Aialik Gletscher.
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Der Aialik Gletscher. |
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Cool, cooler, Eike vor einem Gletscher! ;) |
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Wie ich; Einfach nur massiv. |
Wenn man nun an einem Gletscher ist, dann muss man auch mal still sein und hinhören. Denn aller 5 Minuten gab es ein lautes Donnern. Exakt wie bei einem Gewitter. Aber es ist kein Gewitter. Das Eis, dass über Jahrhunderte oder sogar länger zusammengepresst wurde, bricht am Fuße des Gletschers und das hört sich wie ein Donnern an. Und ab und zu kann man dann auch das Eis brechen und ins Meer stürzen sehen. Richtig cool! Und die Tatsache, dass das Eis in einem Gletscher so lange gepresst wird und so dicht wird, gibt dem Eis auch die blaue, für Gletscher typische Farbe.
Nach diesem kurzen Gletschexkurs ging es wieder richtung Seward, bei strahlendem Sonnenschein und einer einzigartigen Aussicht! Es war einfach unglaublich! Das Schiff war schnell und hüpfte auf den Wellen, Meerluft und Wind im Gesicht und die Sonne zugleich. Ich lasse an dieser Stelle ein paar Bilder sprechen:
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Da war es gerade aufgeklart. |
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Im Hintergrund ist der Anderson-Gletscher. |
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Ohne die Menschen im Hintergrund wäre das Bild noch besser. :D |
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Aufgeblasener Typ... Nur weil er in Alaska war... |
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Eins meiner Lieblingsbilder. |
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Alle weg. Ich war wie gesagt immer draußen. |
Kleiner Einschub: Auf dem Schiff sprach ich mit einer Studentin aus Anchorage. Wie sich herrausstellte kommt sie nächsten Sommer nach Deutschland zum Studieren. Hier ein Ausschnitt aus dem Gespräch:
Eike: "Where are you going to study in Germany?"
Megan: "In Mannheim."
Eike: "In Monnem?"
Megan: "No. In Mannheim."
Eike: "That's what I'm saying. In Monnem." :D
Dann hab ich ihr ein bisschen von Mannheim erählt, von Heidelberg und Karlsruhe. Die Tatsache, dass die Mannheimer Uni in einem Schloss untergebracht ist, hat die Aufmerksamkeit mehrerer Passagiere erregt und jeder von denen kennt jetzt Mannheim. Die fahren hierneben voll auf Burgen und Schlösser ab. :D
Auf der Heimfahrt gab es dann noch einen kleinen Stopp auf Fox Island, wo es Braten, Lachs, grüne Bohnen, Kartoffelbrei und Brot gab. Da habe ich mir dann erstmal ein richtig guten Lachs gegönnt und die letzten Tagen "Tütengedöns" und Energieriegel vergessen .
Danach war die Bootsfahrt rum. 180$ waren es. Meine einzig teure Investition in diesem Urlaub. Aber es war jeden Cent wert! Es war einmalig!
Konnte es besser werden? Eigentlich nicht, aber es wurde besser!
Ich beschloss nämlich, mich auf den Heimweg zu machen. Ich hatte das Gefühl, ich hatte alles gesehen was ich wollte. Ich war entspannt. Ich war gücklich. Überglücklich. Also beschloss ich, mich ins Auto zu setzen und Richtung Fairbanks zu fahren. Ich hatte keinen Plan, nur eine Richtung. Vielleicht passiert auf dem Weg ja etwas Cooles, dann halte ich an. Wenn ich müde bin, dann halte ich an und schlafe wo ich will. Das war die Devise für die Heimfahrt. Kein Stress, kein Plan, nur eine Richtung. Und ich wollte nicht noc eine Nacht in Seward bleiben. Ich wollte nirgends länger als eine Nacht bleiben. Die Fahrt nach Fairbanks sind 780km. Es sei nur soviel gesagt: Ich war am nächsten Morgen um 5 Uhr in meinem Zimmer.
Wie gesagt ging es nach Der Schiffahrt in Seward los. Es war circa 19
Uhr. Auf dem Weg von Seward bis Girdwood (140km) fing es an leicht zu
regnen. Kombiniert mit der Sonne habe ich bestimmt über 10 Regenbögen
gesehen! Alle mit den Bergen und See im Hintergrund. Einfach nur
unglaublich genial!
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Regenbogen Nummer 1, der war noch in Seward. |
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Zwei auf einmal! |
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Wohl eines der geilsten Bilder! |
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Links aus dem Auto schauen.... |
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...und rechts aus dem Auto schauen. :D |
Mit solchen Bildern im Kopf gab es für mich keinen Grund mit dem Fahren aufzuhören. Ich wollte mehr sehen. Sehen, was Alaska mir als Abschied bereitet. Und ich wurde nicht enttäuscht. Denn von Girdwood bis Willow (190km) fuhr ich in den langen Sonnenuntergang! Der Himmer stand für 2 Stunden feuerrot in Flammen. Dabei sind diese Bilder entstanden:
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Start des Sonnenuntergangs bei Girdwood. |
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Letzter Blick aufs Meer kurz vor Anchorage. |
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Ein See 30 Minuten vor Willow. |
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Prachtvoll! Zwei Lichtgestalten! Sonne und Eike. |
Nach diesem Sonnenuntergang ging es dann in tiefe Nacht. Denn während es draußen dunkel wurde, kam ich immer näher zum Denali National Park und die Berge um mich herum wurden größer. Aber ich war hellwach. Es war das erste mal seit Wochen, wirklich seit Wochen, dass ich soviel Dunkelheit gesehen habe. Alles um mich herum war schwarz und dunkel, die Berge erheben sich wie Riesen und man kann nur ihre Schatten erkennen. Und ich sitze in meinem Subaru, habe meine Musik an, singe vergnügt mit und genieße die Dunkelheit und das Mystische der großen Berge. Einziges Manko an der Sache war die Tatsache, dass ich gemerkt habe, dass mein einer Frontscheinwerfer nicht mehr ging und meine Beleuchtung am Amaturenbrett ebenso Defizite aufwies. Ich hatte beides seit gut und gerne Mitte Mai, also über 2 Monate nicht in Gebrauch und es deshalb nicht gemerkt. "Was solls, fahr ich eben mit weniger Licht, dafür langsamer" habe ich mir gedacht. Es war ja eh niemand auf der Strasse (alle 15 Minuten ein Auto oder LKW) und ich hatte Zeit. Ich konnte ja machen, was ich will. Und so lange mir niemand entgegenkam, konnte ich mein Fernlicht benutzen und das ging problemlos.
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Hello Darkness my old friend... |
Nachdem ich dann Denali passiert hatte und gerade auf Höhe Healy war, ging die Sonne nach 2 Stunden Abwesenheit wieder auf. Jetzt fuhr ich wieder in den feuerroten Himmel, allerdings vom Sonnenaufgang. Und irgendwie fühlte er sich anderst an. Während der Sonnenuntergang vom vergangenen tag erzählt und etwas Melancholisches mit hat befeuert einen der Sonnenaufgang. Denn er läutet ein zu neuen Taten! Auch wenn es erst circa 2:30 Uhr war. In Nenana hätte ich dann noch Freunde ebsuchen können, wenn es nicht mitten in der nacht gewesen wäre, aber ich glaube sie hätten mich umgebracht, wenn ich sie geweckt hätte. :D
Hier ein paar Bilder vom Sonnenuntergang und das Wichtigste. Videos aus Eike's rollender Disco! :D
Die Videos bringen mich auch 2 Wochen später noch zum Lachen und deswegen: No shame, no gain! :D
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Einfach nur himmlisch! |
Fazit:
Es war eine richtig geile Woche! Ich war nirgends länger als einen Tag, immer auf dem Sprung, bin knapp über 2000km gefahren und habe nur knapp 100$ für Benzin bezahlt (Tempolimit 110km/h, mein Subaru schluckt nicht so viel und das Benzin ist wie gesagt dermassen billig!). Ich bin gewandert, war am Meer und aufm Meer, hatte nur das Nötigste (und ein Auto) dabei und das Geilste: Ich habe 7 Tage lang nicht geduscht! Hört sich eklig an, war aber eine mega-coole Erfahrung, die man in Deutschland eher nicht machen sollte, an Alaska aber keiner ein Problem dabei hat. :D
Denn das hier ist ALASKA, THE LAST FRONTIER!!!
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Unter diesem Banner segelt mein Subaru! |