Freitag, 5. August 2016

Kenai Trip (2) - Resurrection Pass und Hope

Dies ist nun der erste Teil meiner Reise. Und er dauert drei Tage.

Wie gesagt ging es Donnerstags morgens ins Auto und ab nach Kenai. Nach Hope um genuer zu sein. Auch wenn ich auf dem Weg nach Hope nur 6 Siedlungen und eine Stadt (Nenana, Healy, Cantwell, Willow, Palmer, Anchorage und Girdwood) passiere sind es stolze 720km! Also einmal von München nach Hamburg. Vor allem die ersten 530km bis Plamer ist es sehr dünn besiedelt. Also bei jeder Ortsdurchfahrt mal checken, ob der Sprit für die nächsten 80km zum nächsten Ort reicht. :D

Auf jeden Fall ging es dann morgend um 10 Uhr los. Nach 15 km muckte dann der Motor und die Motorkontrolleuchte ging an. Etwas verunsichert hielt ich am nächsten Pakrplatz an und entschied dann: Ich habe Urlaub! Den lasse ich mir nicht vermiesen! Und wenn ich da unten liegen bleibe, dann ist es wenigsten ne gute Geschichte! Und so ging es dann weiter. Mit der Kontrolleuchte an.

Ein paar Impressionen von der Fahrt. ;)
Die Bilder sind alle neben dem Denali Nationalpark, also vor Palmer entstanden




In Anchorage habe ich dann meine Abzweigung verpasst und stand plötzlich total unerwartet am Meer. Da musste ich dann einfach ne Stunde anhalten und einfach das Meer genießen und in Anchorage rumlaufen. Ich hatte ja Zeit. Anchorage ist total anderst als Fairbanks. Die Autos waren wie die Autos in Deutschland und ich habe mich für meinen Subaru fast geschämt, die Leute waren normal angezogen und geduscht, die Stadt wirkte modern. Und ich stand auf einer der Hauptstrassen in Downtown und blickte in den Osten auf die Berge. Sobald ich mich um 180° drehte und nach Westen schaute, schaute ich aufs offene Meer. Da stand ich nun: Mitten im Trubel einer Grosstadt in meinen Wanderschuhen. :D

Hinter den Gleisen lag das Meer...

Und einmal umgedreht kam dann die Stadt. 


Aber nache iner Stunde ging es dann weiter. 10km aus Anchorage raus ging es dann einen an der Küste entlang. Genauer gesagt in den Fjorden. Da mein Ziel mein Hope auf der anderen Seite des Fjords lag musste ich einmal um das Wasser herumfahren. Aber ich war am Meer. Und zugleich in den Bergen. Es roch nach See aber zugleich auch nach Bergen. Sie Strassen waren auch viel besser und viel befahrener als in Fairbanks. Unglaublich, was da unten an Wohnmobilen und Reisebussen rumfährt. Alaskas Perle des Tourismus eben. Bei der Landschaft aber auch verständlich.


Auf der Kenai-Halbinsel angekommen!


Kurz vor Hope.

Gegen 19:30 Uhr kam ich dann in Hope an. Aber was wollte ich eigentlich in Hope? Ich wollten den 62 km langen Resurrection Pass wandern. Der beginnt in Hope am Meer, geht dann auf 800 Meter hoch und fällt dann auf der anderen Seite der Berge wieder ab. Da es aber schon spät war und abends dann Bären und Elche auf Nahrungssuche gehen entschied ich mich auf dem Parkplatz zu nächtigen, nochmal die Route mit der Karte durchzugehen und meine Ausrüstung zu checken. Eine kluge Entscheidung, war ich von der doch langen Autofahrt ziemlich müde und somit um 9 Uhr in den Federn.
Fluss am Parkplatz.

Nochmal die Topo-Map studieren, bevor es am nächsten morgen losgeht.

Dafür wachte ich am nächsten Tag um 7:30 Uhr auf, sattelte die Pferde und wollte nur noch los. Bevor ich dann gegen 8:30 Uhr losging fuhren ein Vater und ein Sohn auf den Parkplatz. Die beiden gingen an den Fluss am Parkplatz um nach Gold zu suchen. Danach kam eine Frau aus Frankreich mit ihrem Fahhrad. Wir unterhielten uns ein bisschen und sie erzählte mir, dass sie seit April mit dem Rad durch Alaska reisst und damit schon den Dalton Highway hochgefahren ist und eben hier und da war. Jetzt wollte sie den Resurrection Trail fahren und danach weiter in den Süden nach Homer fahren. 
Ich selbst lief bis 14 Uhr durch und machte 24km. Es ging entlang an Flüssen, durch Gebüsch und an Berghängen. Und es ging immer höher. Innerlich hatte ich einen Drag danach den Pass zu erreichen, der mich diese 24km antrieb und nicht in Ruhe lies. Und dann kam der Moment, auf den ich gewartet hatte: Ein letzter Anstieg, der Wald lichtete sich und ich war auf dem Pass oben! Er führte in einem Tal zwischen Bergen entlang. Auf den Bergen lag noch Schnee und der Pass war ein einfacher Weg, der sich durch das Tal schlängelte. Und keine Selle weit und breit. Hier hielt ich an. Hier konnte ich Pause machen. Das war ein Panorama eines Königs würdig!

Es ging an Flüssen entlang...

...immer höher....

...bis ich dann auf dem Pass ankam!
Nach einer Stunde ging es dann weiter, da ich den 10km entfernten ausgewiesenen "Campingplatz" erreichen wollte. Campingplatz meint meint hier aber kein richtiger Campingplatz. Ich war immerhin wahrscheinlich der einzige Mensch auf dem Pass. :D
Campingplatz meint ein ausgewiesener Platz (5 auf 5 Meter) auf dem man Campen soll um den menschlichen Einfluss auf die Vegetation auf diese Fläche zu minimieren und nicht zu viele Pflanzen platt liegt. Denn der Boden in Alaska ist fragil. Und die Vegetation auch. "Leave no traces" - Das ist immer das oberste Motto. 
Damit der Mensch keine Spuren hinterlässt soll man zum Beispiel wenn man Groß muss ein Loch graben und danach alles verbuddeln. Ich hatte meine Schaufel dabei, aber an diesem Camingplatz gab es eine "Toilette". Toilette meint hier ein großes Loch, darauf eine Europlatte und ein Stuhl mit einem Loch. Also eine Sammelstelle, um den menschlichen Einfluss auf die Natur wieder so niedrig wie möglich zu halten bzw. zu konzentrieren. Open-Air Toilette sozusagen. So etwas gibt es aber nur auf der Kenai Halbinsel. In Rest-Alaska gibt es nur die Schaufel. :D
Ich schlenderte auf dem Weg zum Campingplatz also den Pass entlang und nahm das Tempo raus. Die Sonne kam hinter den Wolken hervor. Hier und da sass ich hin und genoss die Stille und den Ausblick. Atemberaubend. Dann ging es wieder weiter mit einem guten deutschen Volkslied auf den Lippen. Rudolf Deschs "Abendfrieden" wurd bestimmt 20 mal wiederholt und es machte einfach nur Spaß mit tiefer Stimme diese Melodie das Tal entlangzubrummen. Denn die Akkustik war natürlich auch atemberaubend. Auch "Abendglocken" des Kosakenchors wurde oft gesungen. Es war einfach insgesamt atemberaubend. Hier und da ein kleiner See, ein Bächlein plätscherte neben dem Weg entlang, direkt daneben wuchs das Wollgras und lila Lupinen. Herrlich!

Der Weg über dan Pass.

Der Bub lebt noch!

Aber niemand war hier oben, außer ich. Und ein paar Tiere und evtl. Bären. ;)

Ich komme immer tiefer in den Pass.

Und habe alsbald seinen höchsten Punkt erreicht!

Danach ging es weiter das Tal des Passes entlang.

Im Tal waren ein paar Seen. Das weiße nebendran ist Wollgras, ein baumwollähnliches Gewächs.

Mal kurz durchschnaufen und den Ausblick genießen!
Gegen 19 Uhr erreichte ich dann den Campingplatz am Ende des Passes, auf dem ich campen wollte. Der Blick ging Richtung Tal, in die Weite. Hinter mir immer noch die verschneiten Hänge. 
Als ich mir den Weg durch die Büsche schlug um den Platz zu erreichen sah ich schon ein Zelt auf dem Platz stehen. Das freute mich aber. Ein wenig Gesellschaft abends ist cool. Nach einem fünfminütigen Gespräch auf Englisch stellten sich zwei Dinge herraus: Der Backpacker gegegnüber von mir ist richtig cool drauf! Ich hätte nur nicht fragen sollen, wo er herkommt.

Denn Kai (der Backpacker) war aus Deutschland. Aus dem Ländle um genauer zu sein. Rottweil um ganz genau zu sein. Als herrauskam, dass wir beide Deutsche sind wechselten wir die Sprache (was mir irgendwie Unwohlsein bereitete) und Kai redete in richtig tiefem schwäbisch (was mir noch mehr Unwohlsein bereitete :D). Er landete nicht in Anchorage, sondern in "Ankoritsch" und teilweise musste ich zweimal hinhören was er sagte. Da sass ich nun also. In Alaska auf einem Pass und treffe auf einen Schwaben. Die Welt ist so klein.
Auf jeden Fall erzählte Kai (23) dass er nach seinem Schulabschluss (mittlere Reife) eine Ausbildung als Koch gemacht hatte. Danach hat er 3 weitere Jahre gearbeitet, gespart und zum 01.01.2016 gekündigt. Anfang Januar ging es für 6 Wochen nach Südafrika auf Backpacking Safari, danach nach Singapur wo er bei Studenten unterkam, dann wanderte er für 4 Wochen durch Nepal, ging nach Birma und Thailand und von dort ging es dann Anfang Juli nach Alaska. Sobald er weiter wollte ging er an den Flughafen und kaufte sich ein Ticket und zog weiter. Jetzt bleibt er in Alaska bis Mitte September und danach will er in Spanien, Frankreich und England Freunde besuchen. Da er für seine Aufenthaltserlaubnis in den Vereinigten Staaten einen Rückflug brauchte (gab Stress in Thailand am Flughafen) musste er einen Rückflug nach Frankfurt buchen. Ganz trocken meinte er nur: "Auf dem Weg von Frankfurt nach Spanien schau ich dann mal kurz bei meinen Eltern in Rottweil vorbei, auf ne Tasse Kaffee und ein Stück kuchen. Dann gehts nach Spanien." Eine unglaubliche Geschichte um ehrlich zu sein. Wenn da nicht der schwäbische Dialekt wäre! :D
Die Toilette. Herrlicher Ausblick! :D



Lecker Essen auf meinem Holzofen!

Mi casa!

La entrada de mi casa!

Kai's casa y mi casa!

Mein Zelt von innen und mein ramponiertes Schienbein.
Bin nämlich einmal beim Wasserholen an der Brücke abgerutscht.
Blick aus dem fenster Meines Zeltes. ;)

Am nächsten morgen trennten sich dann unsere Wege, da ich in den Süden lief und er in den Norden. Ich hatte noch 27km vor mir und stieg den Pass auf der Südseite wieder hinunter. Es ging also wieder in den Wald hinein. Gegen 13 Uhr erreichte ich einen See (Lake Juneau), an dem ich eine Pause machte und mir etwas Trailmix gönnte. Trailmix sind Sonneblumenekerne, Kürbiskerne, Erdnüsse, Walnüsse, Rosinen und Smarties. Richtig geiles Zeugs und perfekt für nen Energieschub!
Mehr Bilder vom Trail


Da war ich dann wieder vom Pass unten.

Und hier machte ich am Lake Juneau Pause!

Da saß ich nun also am Ufer des Sees als ein Wasserlfugzeug über meinen Kopf hinweg flog. Es drehte eine große Runde und landete dann im Wasser und fuhr (oder schwamm) auf mich zu. Der Pilot stieg aus und zwei 20-jährige Mädchen hinterher. Als ich beide sah war ich auch gegen ein Verschärfung des Waffengesetzes! Huiuiuiuiui! Die beiden sollte man nicht verbieten. :D
Während die beiden kurz austraten unterhielt ich mich mit dem Piloten. Er war aus Palmer und machte es als Hobby und zugeich als Beruf. Er war circa 1,90m groß, hatte graue Haare, einen Schnuazbart, eine selbsttönende Brille, einen kleine Bauchansatz und ein total herzhaftes Lachen. Er lachte viel und laut. Aus tiefer Brust und aus tiefem Herzen. So ein Lachen hast du noch nicht gehört. 
Als die Mädels zurückkamen unterhielten wir uns auch ein bisschen. Beide waren Barkeeper aus Kalifornien und hatten heute ihren letzten Tag in Alaska. Sie wollten eigentlich am benachbarten Swan Lake landen, aber die Windbedingungen waren nicht gut genug und deswegen landeten sie am Lake Juneau. Sie fragten mich, ob ich ganz alleine wandere und keine Angst habe. Ich sagte nur: "Das Leben ist hart hier draußen! Aber es lohnt sich." Wir unterhielten uns noch 10 Minuten bis sie wieder in den Flieger stiegen, abhoben und mir nochmals winkten. Für mich ging es danach weiter Richtung Süden. 
Das Wasserflugzeug kreist über dem See...

...und landet.

Sieht eigentlich ganz putzig aus, oder? ;)

Gegen 17 Uhr erreichte ich das Ende des Trails und ging auf den Sterling-Highway. Jetzt musste ich zurück ans Auto kommen. Also Daumen raus und warten. Aber ich musste nicht lange warten. Alaska ist sehr freundlich zu Trampern. Nach nur 2 Minuten hielt das 8te Auto an. Es war ein 55-Jähriger Mann auf dem Weg von Kenai nach Wasilla. Er nahm mich bis zur Kreuzung nach Hope mit. Ich schmiss meinen Rucksack auf die Ladefläche seines Pick-Ups und los ging es. Wir unterhielten uns etwas. Er lebte seit 40 Jahren in Alaska und hatte viele Fragen über Deutschland. Auch ist er früher als 19-Jähriger von der East Coast and die West Coast getrampt. Aber die Zeiten ändern sich. Man muss vorsichtig sein. Er war etwas verbittert von der Welt und sah überall das Schlechte. Klar muss man beim Trampen aufpassen, in welches Auto man steigt bzw. wen man mitnimmt, aber er teilte mir seine "Früher war alles besser"-Haltung häufig mit. Überall Kriminele heute.
An der Kreuzung zu Hope hielt er dann an und ich steig aus, da wir in andere Richtungen wollten. Ich ging über die Strasse und wartete diesmal wieder nur 10 Minuten (Die Strasse ist nicht so gut befahren) bis mich jemand mitnahm. Der Mann kam gerade vom Fischen und hatte Netze und alles mögliche Fischzeugs auf seiner Ladefläche. Ich schmiss wieder meinen Rucksack drauf und steig ein. Sein Hund namens Sister war circa 30cm lang und 20cm gross. Der erste kleine Hund in Alaska. Er setze sich sofort auf meinen Schoss und schlief ein. Der Mann bot mir Pizza und auch ein Bier an. Denn er hatte Feierabend und trank genüsslich ein Bier. Ich lehnte beides dankend ab, da er mir ja schon eine Fahrt gab. Und ich musste selbst ja eventuell noch fahren. Er hatte auch einen interssanten Fahrstil. Er furh nicht schnell, nahm aber die Kurven ziemlich eng und streifte das ein oder andere Mal Sträucher. Glücklicherweise wohnte er in der Nähe wo ich mein Auto geparkt hatte und er schmiss mich direkt an meinem Auto raus.
Wollgräser.

Kurz vor Ende des Trails.

Da stand ich nun, wieder auf dem Parkplatz wo alles begann. Ich wackelte zum Auto und suchte meinen Schlüssel. Er war nicht im Rucksack. Ich dachte schon, ich hätte ihn auf dem Trail verloren! Dann überlegte ich: "An welchen Platz würde der Schlüssel Sinn machen oder hingehören, ich würde ihn aber nie im Leben dort hin tun und deshalb nicht dort suchen?!?". Dann fiel es mir ein! Abends zuvor dachte ich mir: "Hey, du könntest mal das Wertsachennetz in deinem Zelt benutzen. Just for fun. Weil du es hast." Somit hatte ich meinen Schlüssel im Zelt gelassen und morgens mit dem Zelt eingepackt. Also hieß es Zelt auspacken, Schlüssel raussuchen und das Zelt wieder einpacken. Das dauert zum Glück nur circa 6 Minuten. Danach lud ich alles ins Auto und fragte mich: "Wo willst due heute Nacht eigentlich schlafen?" Es war 19:30 Uhr und ich hatte noch keinen Plan, wo ich mein Zelt aufstellen wollte. Ich erinnerte mich, dass Kai meinte, dass man in Hope am Meer campen kann. Also fuhr ich die 6km vom Parkplatz dort ans Meer, schnappte mir meinen Rucksack, wackelte 500 Meter auf die Dünen hinaus und baute mein Zelt auf. Rechts von mir war das Meer, vor mir das Fjord und links von mir die Gletscher von Whittier. Wiedermal ein einmaliger Platz zum Campen! Ich schmiss meinen kleinen tragbaren Holzofen an (den ich auch auf dem Pass dabei hatte) und es gab Bud Spencer und Terence Hill Gedächntis-Bohnen. Neben mir mein Zelt, angelehnt an einen toten Baumstamm mit Blick auf das Fjord. Während ich die Nacht zuvor in den Bergen campte und aufs Tal hinabblickte, blickte ich diesmal von der Küste zu den Bergen hinauf. Ich war hundemüde und wollte eigentlich ins Bett, aber die Landschaft ließ mich nicht ins Zelt. Schlussendlich ging ich ins Zelt, lies mein Außenzelt offen und bewahrte mir somit den Blick auf das Fjord. Dann schlief ich ein.

Hope.

Mein Zelt aus verschiedenen Blickwinkeln.



Blick aus meinem Zelt.

Weg, Watt, Meer, Berge!

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