Im letzten Bericht war ich in Homer und bin danach zum nächtigen nach Whiskey Gulch gefahren. Dort habe ich abends mit einem etwas etwas sonderlichen Typen ein paar Bier am Lagerfeuer gehabt und habe dann im Auto geschlafen.
"Hey, wake up" tönt es in mein Auto. Dann wackelt das ganze Auto. Es fühlt sich an wie ein Erdbeben. Dann tönt es wieder: "Hey, wake up!". Ich kapiere so langsam, dass mein Kumpel von letzter Nacht leicht am Auto rüttelt und will, dass ich zum Spielen rauskomme. Ichstreife meinen Buff (Schal) leicht von den Augen und schaue auf die Uhr: 7:50 Uhr. Nicht sein Ernst, oder? Zusätzlich habe ich noch das Gefühl, dass mein Schädel explodiert. Es war zwar nur ein Liter Bier, aber PBR ist verglichen mit deutschem Bier ne richtige Billigplörre und somit bekommt man einen Brummschädel davon.
Ich dreh mich nochmal um und brülle aus dem Auto: "Nah, one more hour, maybe two. I'm on vacation!" Es ist für 40 Sekunden still, dann fängt er einfach an zu reden. Er steht vor meinem Auto und redet einfach. Ich glaube mit mir, bin mir aber nicht sicher. Er erzählt wieder von seiner Katze, wie Alaska früher war und übers Fischen. Nach 15 Minuten wird es mir zu blöd und ich quäle mich aus meinem Schlafsack. Mein Freund scheint zufrieden sein und redet munter neben dem Auto weiter, während ich pinkeln gehe, Zähne putze und mir einen Apfel gönne. Ich weiß ja nicht, ob er gestern genausovielgeredet hat, wahrscheinlich schon, aber gestern hatte es mich irgendwie nicht so gestört.
Nachdem ich dann meine Sachen geordnet hatte fragte er mich: "What are you gonna do today?". Ich wollte eigentlich weiterziehen und Whiseky Gulch verlassen. Ein Abend war ganz lustig, mehr hier unten mit ihm würde mich aber auch dubios wirken lassen. Also sage ich: "I will leave in 10 minutes. I guess I will drive to the North to Soldotna and then afterwards to Seward." Aber irgendwie hatte er auf diese Antwort spekuliert. Er meinte nur: "Look, I need to fetch up some fu***** stuff at my fu***** cabin. Since I only have my fu***** Quad here and the fu***** trails are so fu***** muddy you could give me a fu***** lift to my cabin. I have to take a look at my cats."
Mir wurden zwei Dinge klar: Erstens, in Sätzen mit seinen Katzen wurde das f-Wort nicht benutzt, denn um seine Katzen scheint er sich gut zu kümmern. Und zweitens, er hat mich glaube ich nur geweckt weil er darauf spekuliert hat, dass ich ihn ein paar Meilen den Sterling Highway mit nach Norden nehme.
Da er zu mir immer freundlich war konnte ich den armen Kauz natürlich nicht da stehen lassen. Irgendwie tat er mir Leid. Also habe ich ihn eingeladen und dann gings den steilen Buckel hoch.
Nach 10 Minuten waren wir an seiner Cabin, die direkt am Sterling Highway lag. Er wollte unbedingt, dass ich mir noch kurz seine Katzen MaMa und SiSi anschaue. "Was solls", habe ich mir gedacht und habe mir auch seine Cabin angeschaut. Diese sah eigentlich recht ordentlich aus. Es lag kein Müll rum, er hatte ordentliche Möbel (die zwar nicht zueinander passten, aber er lebt in ner Cabin, also isses grad egal) und es war auch nicht gestapelt voll mit unnötigem zeug wie ich es erwartet hätte. Seine Cabin war wie sein Boot sehr ordentlich. Und mit seinen Katzen schien er auch sehr liebevoll umzugehen. Wie gesagt, die Analyse dieses Typs könnte alleine eine Doktorarbeit für einen Psychologen füllen.
Denn nach seiner Cabin zeigte er mir stolz seinen lila Pick-Up, den er anscheinend für 500$ kaputt gekauft hat und selbst repariert hat. Also anscheinend hatte er etwas auf dem Kasten und hinter seinen Worten muss ein bisschen Wahrheit liegen, denn seine Katzen hörten echt auf das Beifußkommando (WalkWalk), Sitz (SitSit) und Platz (DownDown). Und SiSi konnte sogar Pfötchen geben (PawPaw). Also mit den Katzen hatter er die Wahrheit gesagt.
Auf meine Frage, warum sein Pick-Up aber nur rumsteht und er ihn nicht nutzt meinte er nur, dass er nicht mehr Auto fahren darf. Also er muss wohl schon das ein oder andere Mal besoffen gefahren sein und er meinte, die längste Zeit die er im Knast war, waren 70 Tage. Aber das war natürlich nie seine Schuld. Seine Welt eben.
Auf jeden Fall bin ich danach weiter meinen Weg gegangen. Es wurde glaube ich auch Zeit. Mein nächstes Ziel war das 260km entfernte Seward. Gegen Mittag versprüte ich dann Hunger auf Fleisch und dachte mir: Jetzt brauchts mal nach 4 Tage Tütenessen und Nüssen etwas richtig gutes. "Suzies Cafe" auf dem Sterling Highway kam mir da wie gelegen. Dort hielt ich an und wurde als Alleinreisender zu den Truckern an den Tresen gesetzt. Es gab nen fetten Bacon-Cheeseburger und Wasser ó mas! Das Cafe an sich war so ein Mix aus einer urigen Hütte und einem Truckerstop, wie man ihn aus Hollywoodfilmen kennt. Aber sehr gemütlich und sehr lecker!
Danach ging es weiter nach Seward. Rein in den Regenwald, wie Seward auch genannt wird. Seward hat nämlich sehr tropisches Klime (hohe Luftfeuchte) und sehr viel Regen. Drückend schwül würde der Deutsche sagen. Das es bei meiner Ankunft auch regnete entschied ich mich gegen meinen geplanten Wandertrip zum "Lost Lake". Ich mein ich muss nicht auf Teufel komm raus irgendwo da draußen campen. Regen ist ekliges Wetter zum Wandern und campen und meine Blasen an den Füßen waren auch noch nicht optimal verheilt. Deswegen spazierte ich eine Runde durch der hafen von Seward, als neben mir ein Seeotter auftauchte. Der Bursche war circa einen Meter lang und tauche alle 40 Sekunden unter, schnappte sich einen Fisch, tauchte wieder auf und trieb auf dem Rücken, während er den Fisch verputzte. Ich konnte ihn 4 Minuten beobachten, bis dann auch andere Leute auf ihn aufmerksam wurden und in Scharen herbeieilten.
Der Hafen von Seward. |
Ein Orcar und ein Weisskopfseeadler vor einem Laden in Seward. |
Da hat der Seeotter einen Fisch in der Hand und vernascht ihn gerade. |
Und hier hatten wir Augenkontakt für 30sec. Erotischer wurde es an diesem Tag nicht mehr. :D |
Danach buchte ich für den nächsten Tage eine kleine Bootsfahrt durch die Fjorde und lief richtung Downtown von Seward, um mich dort etwas umzusehen. In Downtwon befanden sich ein paar Läden und das SeaLife-Center. Da der Regen stärker wurde beschloss ich ins SeaLife-Center zu gehen. Eintritt 21$. Wenn man Alaskaner ist nur 18$. Tja, was soll ich sagen. Mit meinem Alaskaführerschein und Wohnsitz in Alaska bin ich Alaskaner und kam für 18$ rein. :D
Im Sealife-Center gab es Seelöwen, Robben, verschiedene Vögel und Fische zu sehen. Und Korallen, Seeigel und Seesterne konnte man sogar berühren und abwarten, wie sie reagieren. War ziemlich cool. Es gab auch eine große Sektion zum Unfall des Öltankers Exxon Valdez im Prince William Sound im Jahre 1989. Wie sich diese Ölkatastrophe eben auf die Umwelt ausgewirkt hat und wie heute noch mit den Folgen gekämpft wird.
Der Prince William Sound ist die Bucht um Whittier herum. Whittier ist 100km nördlich von Seward und kleiner als Seward. Und Sewards Bucht wird Resurrection Bay genannt. Sowohl der Prince William Sound als auch Resurrection Bay gelten als wunderschöne Fjorde mit einer einzigartigen Tierwelt. Je nachdem wen man fragt wird er sagen Whittier oder Seward ist schöner. EIn Argument für Seard ist, dass es größer ist und mehr zu bieten hat. Ein Argument für Whittier ist, dass man den 4km langen Anton Anderson Memorial Tunnel durchfahren muss. Was daran so besonders ist? Er ist der längste Autotunnel von Nordamerika und die Menschen in Whittier sind besonders stolz auf ihn. Touristen aus den lower 48 wollen natürlich den längsten Tunnel Nordamerikas entlangfahren und schwärmen davon, dass es für ganze 7 Minuten dunkel wird! Aber auch nur so lange, weil die Geschwindigkeitsbegrenzung 40km/h ist. Auf jeden Fall hat mir jeder gesagt, dass ich diesen "unglaublich langen Tunnel" fahren soll, weil man so einen langen Tunnel vielleicht nur einmal in seinem Leben fahren kann. Ich habe immer leicht lächeln müssen und den Menschen hier von den Tunneln in den Alpen erzählt. Und natürlich speziell vom St. Gotthardtunnel erzählt. Außerdem kostete die Tunneldurchfahrt nach Whittier 12$ einfach, also 24$ hin und zurück. Das ist eine 80%ige Tankfüllung meines Subarus! Seward war mir also lieber. ;)
Tanken: 32,62 Liter Benzin für circa 20 Euro. Ein Traum! |
Nach dem SeaLife-Center ging der Tag auch schon zu Ende. Da es weiterhin wie in Strömen geregnet hatte und ich am nächsten Tag um 8:45Uhr am Schiff sein musste, habe ich mich nochmals gegen das Aufstellen meines Zeltes entschieden und nochmals im Auto geschlafen.
Gebäude gegenüber dem SeaLife-Center |
Puffins in einem betretbaren Außengehege. |
Ein paar Robben beim spielen. |
Seeigel, Seesterne und anderes Wabbelzeug zum Anfassen. ;) |
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