Zeit für ein kleines Resümee über das Wochenende. Wie ihr aus dem Titel rauslesen könnt ist es eine Geschichte bei der man nicht weiß ob man lachen oder weinen soll.
Freitag:
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reindeer sausage, over-easy egg und die "Kartoffelpuffer" |
Der Freitag fing mit einem ordentlichen Frühstück an. Meine Forschungsgruppe traf sich zum "radar remote sensing breakfast" in Sam's Sourdoughs Cafe. Dort gab es lecker Filterkaffee, reindeer sausage (Rentierwurst), over-eays egg (von beiden Seiten gebratenes Spiegelei), eine Art Kartoffelpuffer, dessen Name ich aber nicht mehr weiß und Pancakes (Pfannenkuchen, nur dicker). Als der pancake kam habe ich erstmal gefragt, ob der tischtennisballgroße, weiße Bollen obenauf Vanilleeis ist. Alle haben gelacht und mir dann erklärt, dass dies Butter sei. Mir war nun nicht mehr nach Lachen zumute. Ich habe erstmal die Unmenge an Butter von meinen Pancakes gekratzt. Nachdem alle meinten, dass es doch so nicht schmeckt sah ich mich genötigt dem Grupenzwang beizugeben und eine Wagenladung Sirup draufzuhauen. War sehr süß, schmeckte aber gut.
Insgesamt war das Frühstück so fettig, dass ich Freitags um 9:23am schon meine Kalorien für das gesamte Wochenede zusammen hatte. Und es lag auch so schwer im Magen, dass die meisten erstaml im Büro geschlafen haben.
Fazit: Sehr lecker, aber es liet so schwer im Magen, dass man bis abends nichts mehr braucht!
Samstag:
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Im Hintergrund sieht man das Planetarium, vorne das Plakat |
Am Samstag ging es dann früh ins Büro etwas Papierkam wegen den Steuern und deren Kopplung an Deutschland, meinem eröffenten Konto, Sozialversicherungsnnummer usw. erledigen. Theoretisch muss ich mir hier eine komplette neue Existenz aufbauen, die ich dann in nem halben Jahr wieder über Bord werfe.
Nach dem Papierkram gings zum Science-Potpourri, einer Veranstaltung der Universität für Kinder, um ihnen die Wissenschaft näher zu bringen. Meine Station, die ich mit Kollegen aus meiner Forschungsgruppe betrieb, hatte das mobile Planetarium des Geophysikalischen Instituts mitgebracht. Das war ein aufblasbares Iglu (d=5m, h=3m) in dessen Mitte ein Beamer gestellt wurde und dann innendrin die Sterne an die Wände projezierte. Richtig cool und in 30 Minuten aufgebaut.
Danach gings heim, es gab ne Pizza die so groß war, dass sie mir für Samstag und Sonntag gereicht hat, und ab in die Lounge zu den anderen Studenten die ich kennen gelernt habe. Diese haben mich zum Bonfire, das ist ein privates und meist unangemeldetes Lagerfeuer, eingeladen. Bonfire sind in diesen Tagen sehr häufig um Fairbanks zu finden. Im Winter ist es nämlich zu kalt und im Sommer zu hell für Lagerfeuer.
Also gings um 11pm zum Bonfire. Natürlich in fetten Trucks, denn das Bonfire war am Ufer des Chenariver und mit normalen Autos nicht zu erreichen. Auch musste man mal 100m durch den Matsch laufen bzw. fahren, da durch die Schneeschmelze ziemlich viel unter Wasser steht.
Da kommen nun alle in ihren Pick-Ups, jeder bringt ein paar Holzpaletten mit und dann wird da ein Feuer gemacht, für das man in Deutschland die Erlaubnis von Feuerwehr, TÜV, Polizei, THW und der Bundesregierung bräuchte. Man stand also immer gut 3-4 Meter vom Feuer weg, sonst wurde man gebrutzelt. Insgesamt war eine Mischung aus Studenten und jungen Soldaten anwesend, die alle im naheliegenden Fort Wainright stationiert sind.
Dann waren die so süß zu mir und haben extra für mich ein deutsches Bier organisert! Das "beste deutsche Bier" haben sie gemeint. Hatte mich schon gefragt, wo sie Eichbaum oder Rothaus herhaben, war lertzendlich aber ein Becks. Trotzdem sehr aufmerksam.
Während des Bonfires war es dann soweit. Sie waren zwar nicht sehr stark, aber sie waren mit dem bloßen Auge erkennbar: Die Nordlichter, Polarlichter, auf englisch Northern Light oder in Fachkreisen aurora genannt. Unglaublich, wenn sich der Himmel so leicht grün färbt. Unglaublich und wunderschön, wenn sie das Tanzen anfangen. Wenn sie wie so ein langer Faden über den Himmel gezogen sind. Ich hoffe, ich sehe noch stärkere Nordlichter bevor der Sommer kommt.
Die Anderen haben mir dann erklärt, dass das einzige was sie in den Wintern hier am Leben hält die Nordlichter sind, die man im Winter auch mittags sehen kann. Das sind so Gänsehautmomente für die man lebt!
+++ACHTUNG! AB JETZT WIRD ES SEHR, SEHR KOMISCH!!!+++
Ab 1am gingen dann alle nach und nach nach Hause. Eine junge Dame, mit der ich mich unterhalten hatte sagte mir, dass sie mich später heimfahren könnte. Sagt man natürlich nicht nein.
Allerdings sollten wir noch einen ihrer Freunde, einen Soldaten, mit ins Fort Wainright nehmen. Problem: Er war ratzebutzevoll. Laut den Schilderungen hatte er fünf Bier. Konnte aber nicht mehr laufen, reden geschweige denn alleine stehen. Also haben wir ihn ins Auto gehievt und sind richtung Fort Wainright gefahren.
Masterfrage: Wer darf alles ins Fort?
Antwort: Soldaten und Begleitung von Soldaten mit einem gültigen Ausweis und ohne Vorstrafen.
Also hieß es Daumen drücken, dass sie mich mit meinem deutschen Perso (Reisepass war zu Hause) ins Fort lassen.
Auf dem Weg zum Fort fing allerdings das Auto an zu ruckeln. Je länger wir fuhren desto schlimmer wurde es. Irgendwas sagte mir schon da, dass es eine lange Nacht wird.
Am Fort angekommen fuhren wir an den Kontrollposten. Der Soldat, der bis dahin keinen Mucks von sich gab, meinte bei der Passkontrolle dann sich übergeben zu müssen. Also Fenster auf und ab dafür. Volle Lotte vor den Kontrollposten, der gerade kritisch meinen deutschen Ausweis begutachtete und mich fragte, was ich hier mache und ob ich vorbestraft sei. Nachdem Kollege Schnürschuh auf dem Rücksitz allerdings gut und gerne den ganzen Kontrollposten inklusive Auto garniert hatte, wurden wir durchgewunken.
Jetzt hieß es keine Aufmerksamkeit erregen. Klappt super mit einem Auto, dass wie ein alter Traktor dahintuckert und mit jedem Meter immer lauter tuckerte.
Ich hab dann zu der Fahrerin gesagt, sie solle rechts ranfahren oder den nächsten Parkplatz aufsuchen. "Wir schaffen dass!" war ihre Devise.
Geschafft haben wir es, allerdings nur bis zur nächsten Kreuzung. Beim links Abbiegen blieb das Auto dann mitten auf der Kreuzung liegen. Also Eike raus und das Ding von der Kreuzung geschoben. "Glücklicherweise" kam dann ein Kasernen-Police-Officer, der ein kurzes Statement von uns wollte, warum wir um 3 Uhr nachts ein kaputtes Auto über das Kasernengelände schieben. Jackpot!
Allerdings war er sehr kulant, sagte uns wo wir es hinschieben sollen, also wo ich es hinschieben soll, und hat sich dann von mir auf deutsch verabschiedet, da er in Schweinfurt und Bamberg stationiert war und etwas Deutsch sprach.
Jetzt hieß es andere Leute anrufen, die uns abholen. Nach 10 Minuten hatten wir jemand von den Bonfire-Soldaten erreicht, von denen einer losfuhr um uns zu holen. Nach weiteren 10 Minuten kam aber die Info: Dauert etwas länger, sie stecken mit dem Pick-Up im Matsch fest.
Nach einer Stunde kam dann endlich jemand um uns zu retten. Sadie und ich jubilierten: Ich komme rechtzeitig zum Livestream von Waldhof gegen die Kickers um 4am!
Denkste! Als unser Retter kam ging hinter ihm der Christbaum eines anderen Police-Officers an. Zu schnell gefahren, Ticket und weitere 20 Minuten die wir hier standen.
Schlussendlich ging es in seinen Pick-Up, der Betrunkene wurde von ihm in seine Stube gebracht und es ging richtung Campus.
Um 5am, nach knapp 3 Stunden Irrfahrt, kam ich dann an meinem Wohnheim an. Rechtzeitig für die zweite Hälfte vom Waldhof. :D
Fazit des Abends:
Als Deutscher nachts ein kaputtes Auto über das Kasernengelände der U.S. Army geschoben. Ohne Kommentar. Aber einmalig!
PS: Sadie wollte, dass ich ihr ein deutsches Kinderlied beibringe. Es war sehr amüsant, als sie versuchte Matthias Caudius "Abendlied" vorzulesen und dabei so deutsch wie möglich zu klingen. Vor allem die "SCH"-Laute bereiten hier jedem Probleme, der von mir ein deutsches Wort lernen will. :D
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Das Bonfire am Ufer des Chenariver |